Kampfkunst, Spiritualität und Liebe (de)
- bschult3
- 12. Feb. 2024
- 10 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. März 2024
Kann Kampfkunst ethisch sein? Wie passt es zusammen, das viele große Meister der Kampfkunst höchst angesehene spiritueller Lehrer waren? Lassen sich Kampfkunst und Liebe verbinden? Kann Kampfkunst gar liebevoll sein?
Dieser Artikel ist eher für die Kampfkunstinteressierten unter euch gedacht und bevor ich versuche die obige Fragen zu beantworten, möchte ich erstmal meinen Werdegang bzgl. des Thema Kampfkunst darlegen. Wen das nicht interessiert, der darf gerne zum Ende des Artikels springen. Ab dem "XXX" beginnt der philosophischere Teil.
Schon als Kind habe ich mich für Kampf in seinen verschiedensten Formen interessiert. Am liebsten habe ich Ritter gespielt, oder war ein Held aus Herr der Ringe oder Star Wars. Hauptsache das Spiel drehte sich um mich als kämpfenden Held, der es mit einer Horde an bösen Gegnern aufnehmen musste, um die Welt zu retten. Meine Faszination ging dabei wohl über das übliche Interesse kleiner Jungen an Kampfspielen hinaus und nicht nur einmal habe ich ernsthaft überlegt später zur Polizei, zum BND oder dem Militär zu gehen, um dort einer Spezialeinheit beizutreten, bzw. Agent zu werden.
Meine erste Kampfkunst war dann Judo. Damals wahrscheinlich noch eher aufgrund der Entscheidung meiner pazifistischen Eltern, als weil es mein Favorit gewesen wäre. Trotzdem machte mir Judo viele Jahre Spaß und mir gefielen besonders der Bodenkampf, sowie die intelligenten Hebel- und Wurftechniken. Hier konnte man auch als kleinerer, schmächtigerer Mensch durch gute Technik einen Größeren besiegen. Irgendwann war dann aber die Luft raus und ich wendete mich ganz dem Fußball und Tischtennis spielen zu.
Erst mit 14 Jahren, während das Klima in der Fußballmannschaft zunehmend asozial und ambitionslos wurde, kam mir wieder die Kampfkunst in den Sinn. Dies mal sollte es wirklich um Kampf gehen. Ich hatte keine Lust mehr auf realitätsferne Stile, wie Judo (keine Schläge, Tritte, etc.) und wollte auch nichts mit unnötiger Tradition zu tun haben. Ich wollte einen Stil trainieren der aus der Praxis, für die Praxis entwickelt worden war. Einen Stil, dessen Fokus die Effektivität im Kampf war und nicht die bunten Gürtel, an den dicken Bäuchen der Trainer oder die Urkunden von irgendwelchen Asiaten an der Wand. Ich stieß auf Krav Maga und fand darin genau, was ich gesucht hatte. Keine Gürtel, keine Prüfungen, keine blinde Tradition, nur reine Selbstverteidigung, mit einfachen Techniken und auf maximale Effektivität ausgelegt. Dass das Ganze aus dem Hintergrund des Israelischen Militärs heraus entstanden war überzeugte mich umso mehr. Aber ich hatte meine Rechnung ohne meine pazifistischen Eltern gemacht, die die Krise bekamen als sie hörten, dass ich militärischen Nahkampf trainieren wolle. Mein Vater war es dann, der, um mich vom Krav Maga abzubringen, selbst nach Alternativen recherchierte und mich auf eine Zweigstelle einer größeren Kampfkunstschule in meinem Dorf aufmerksam machte. Ich ging zum Probetraining. Das Training fand in einem angemietete Raum einer auf Senioren ausgelegten Physiotherapiepraxis mit kleinem Fitnessstudio statt. Es war kein anderer Schüler da, nur der Trainer selbst. Ein großer, dunkelhaariger, sportlicher Hippie Anfang 40 stand da vor mir, mit wallendem Haar und selbstbewusstem, verschmitztem Lächeln. Was soll ich sagen... Begeisterung ist kein Ausdruck für das, was ich nach dem Training empfand. Ich hatte gefunden, was ich gesucht hatte. Wing Tsun hieß diese Kampfkunst und ich trainierte unter meinem Trainer Arndt von nun an jede Woche. Da diese kleine Zweigstelle in meinem Dorf kaum bekannt war, hatte ich meist Einzeltraining, was meinen Trainingsfortschritt und meine Motivation vervielfachte. Arndt sah Potential zum Meister in mir und förderte und forderte mich dementsprechend. Das Training am Mittwoch wurde zum Highlight der Woche. Das Fußballtraining lief so neben her, aber Mittwochs, wenn die Fäuste nur so um mich herum wirbelten und keine Zeit mehr zum Denken, sondern nur die reine Aktion blieb, da lebte ich. Nach einem Jahr Wing Tsun hängte ich die Fußballschuhe an den Nagel und konzentrierte mich ganz auf die Kampfkunst. Ich fuhr jetzt zum Training in die nächste Stadt und trainierte 3-4 Mal die Woche. Dazu unterrichtete ich jetzt auch eine Kindergruppe. Die Mischung aus Effektivitätsorientierung, riesiger Vielfalt an Techniken, sowie Körper- und Geistesschulung öffnete mir einen Entwicklungsraum, den mir Judo nie bieten konnte. Gleichzeitig war das Training stark auf Selbstverteidigung ausgelegt und blaue Flecken kamen nicht zu kurz. Ich hatte das Gefühl, dass das, was wir trainierten mir in einer echten Konfrontation tatsächlich helfen würde. Dieses Gefühl hatte mir beim Judo oft gefehlt. Wenn ich an diese Zeit zurück denke, waren es aber vor allem auch die coolen Leute mit denen ich damals trainierte, die meine Begeisterung so wach hielten. Allen voran mein Trainer Arndt. Er war der erste Mensch, den ich traf, dessen Spiritualität nicht auf die Bücher in seinem Schrank beschränkt war, der wie ich Eckhart Tolle feierte und versuchte den Scheiß auch zu leben (und es gar nicht mal schlecht schaffte). Er verkörperte für mich ein neues Level an Freiheit, Gelassenheit, Menschlichkeit und Stärke, schlicht an Männlichkeit, welches ich vorher noch bei niemandem so gesehen hatte. Ich war immer wieder beeindruckt, eingeschüchtert und angespornt, mich selbst zu entwickeln. Er war über diese vier Jahre hinweg, in denen ich Wing Tsun trainierte, sicherlich eines meiner ersten und prägendsten Vorbilder. Und irgendwie war er auch Vaterersatz, oder zumindest Vaterfigur in einer Zeit, in der ich bei meiner alleinerziehenden Mutter aufwuchs und nicht gerade von Vorzeigemännern umgeben war.
Nach meinem Abi ging ich auf Reisen und zog anschließend nach Freiburg. Es dauerte Jahre bis ich nach meiner alten Wing Tsun Schule wieder eine Gruppe fand, mit der ich Lust hatte zu trainieren. In Freiburg probierte ich zunächst verschiedene Stile aus. Aber keiner passte mir so recht. Die Krav Maga Leute waren arrogant und wunderten sich, dass auch andere Stile Ellenbogenschläge kannten (obwohl Krav Maga eigentlich nur eine Mischung anderer Stile ist...). Außerdem schien mir das Training zwar sehr handlungsorientiert, aber doch auch sehr oberflächlich. Mit wirklicher Meisterschaft hatte das hier nichts zu tun. Die Wing Tsun Truppe in Freiburg war mir zu lasch, auch wenn der Trainer ganz cool wirkte. MMA- und Kickboxgyms waren mir zu teuer und zu beschränkt in ihrer Perspektive. Schon in meiner letzten Zeit beim Wing Tsun hatte ich das Gefühl mich auf einem Plateau zu befinden und nicht mehr, oder nur sehr langsam, besser zu werden. Ich hatte das Gefühl zwar die einzelnen Techniken noch etwas verfeinern zu können, doch das große Potential sah ich dort nicht mehr. Das war es aber wonach ich mich sehnte: Ein Stil oder ein Lehrer, der mir neue Horizonte eröffnen würde, bei dem ich wieder neue, große Möglichkeiten der Entwicklung hätte. Witzigerweise, fand ich diesen Stil am Ende über YouTube-Videos. Seit ich mit Wing Tsun begonnen hatte, war eins meiner Hauptzeitvertreiben auf YouTube mich mit allen möglichen Kampfkunststilen vertraut zu machen. Ich wollte wissen, was es da draußen noch so gab. Neben Pencak Silat, Kali, 52 blocks, oder Keysi, um nur einige zu nennen, stieß ich auf einen sehr seltsamen russischen Stil namens "Systema". Ich war schon früher auf ähnliche Videos von den dicken, tanzenden Russen gestoßen und hatte sie damals selbst, wie auch meine Kampfkunstkollegen, für totalen Schwachsinn gehalten. Was diese Russen da machten, sah wirklich nach allem nur nicht nach einem ernsthaften Kampfstil aus. Meistens standen sie einfach nur rum oder bewegten sich langsam in seltsamer Weise während sich ihnen ein "Gegner" in Zeitlupentempo näherte, den sie dann mit einem leichten Faustschlag oder sogar ganz ohne Kontakt zu Boden streckten. Typisches Bullshido (Wortschöpfung aus Bullshit und Bushido, dem Weg des Kriegers) eben. Doch seit meinem ersten Kontakt mit Systema Jahre zuvor war viel passiert. Ich hatte auf Reisen bei einem Überfall selbst einmal um mein Leben kämpfen müssen und außerdem mit verschiedensten Psychedelika geforscht. Ersteres eröffnete mir die Erfahrung von Geisteszuständen jenseits von Hass und Wut, in denen ich dennoch alles tat, um zu überleben und dabei sogar das Töten eines anderen Menschen in Kauf nahm (zum Glück kam es nicht dazu). Diese Erfahrung zeigte mir, dass das Töten eines anderen Menschen etwas moralisch Neutrales sein kann, bzw. nicht mit einer Abneigung gegenüber der anderen Person einher gehen muss, sondern auch die unbeabsichtigte Folge von einer Liebe zu sich selbst sein kann. "Ich habe nichts gegen den anderen, aber bedroht er mein Leben, so tue ich alles um ihn daran zu hindern mich zu töten, auch wenn ich damit seinen Tod in Kauf nehme." So in etwa könnte man mein Gefühl damals beschreiben. Die psychedelischen Erfahrungen zeigten mir eine ganz neue Qualität von Bewegung, welche ich vorher nicht mal erahnt habe. Für wenige Stunden bewegte ich mich, wie ein Großmeister der Kampfkunst und verstand vieles, wo von Leute, wie Bruce Lee oder andere Meister gesprochen hatten. Wie von selbst fließende Bewegungen, präzise, schnell, weich und formbar wie Wasser und gleichzeitig hart, wie Hammerschläge. Ich erlebte, wie es sich anfühlt, wenn der Körper, wie von selbst, ganz intuitiv das Richtige tut. Ich konnte den Kampf durch mich hindurchfließen lassen, die Kampfintelligenz des Körpers einfach zu lassen. Ich spürte jede Faser meines Körpers, federleicht, und zugleich prall gefüllt von Potentialität. Ich hatte das Gefühl in meinen Schlägen liegt das Gewicht des gesamten Universums. Das war also der Endzustand. Tiefenentspannt, aufmerksam, für alles bereit. Vollständige Kontrolle des Körpers durch bedingungsloses Vertrauen.
Durch diese Erfahrungen sah ich nun etwas in den komischen Russen, was ich vorher nicht gesehen hatte. Statt seltsamen, tänzelnden Bewegungen, sah ich wahre Improvisation. Statt schlaffen Fauststößchen, sah ich die Kraft innerer, peitschender Wellenbewegung. Statt alberner Choreographien, sah ich kognitive Überforderung des Angreifers, die zu totalem Kontrollverlust seinerseits führte. Meine Einschätzung hatte sich vollständig verändert. Ich sah in den seltsamen Russen zum ersten Mal Menschen, die das, wo von die großen Meister, wie Miyamoto Musashi gesprochen hatten und das, was ich auf Psychedelika erfahren hatte umsetzen konnten. Wer hätte das gedacht...
Ich studierte alles, was ich über Systema finden konnte, kaufte mir Bücher, schaute Trainingsvideos und Interviews, trat einer kleinen Trainingsgruppe in Freiburg bei, besuchte Seminare mit den Meistern. Bis zum heutigen Tag ist Systema für mich der Stil, der am nächsten an die Essenz der Kampfkunst heranragt. Ich bedauere sehr, dass ich aktuell keine Trainingsgruppe samt Meister habe und nur sporadisch mit Freunden trainieren bzw. für mich forschen kann. (Die existierende Gruppe in Freiburg habe ich nach 2 Jahren verlassen, da meines Erachtens kein Systema, sondern eher ein abgewandeltes Ninjutsu trainiert wurde, was mich nicht überzeugte.)
XXX
Aber nun zu der Anfangsfrage zurück. Was habe ich in all der Zeit über Kampfkunst gelernt und wie steht sie im Verhältnis zur Liebe?
Die erste Motivation Kampfkunst zu erlernen ist für viele der Wunsch sich stärker zu fühlen, sich besser behaupten und andere, sowie sich selbst beschützen zu können. Auch ich erhoffte mir, als kleiner, recht dünner Junge, vom Kampfkunsttraining mehr Selbstbewusstsein in Konfrontationen, ein Gefühl der Stärke und die Möglichkeit eher für andere einstehen zu können, sollte es brenzlig werden. All dies haben mir Kampfkünste, wie Judo oder Wing Tsun gegeben, zumindest teilweise (Schließlich gibt es einem doch ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, dass man sein Gegenüber im Zweifelsfall mit einem gezielten Handkantenschlag niederstrecken könnte). Die meisten Kampfkünste gehen von genau dieser Angst vor Verletzung, Schmerz und am Ende der Angst vor dem Tod aus. Wir wollen nicht sterben oder verletzt werden und sind daher motiviert Wege, also z.B. Techniken, zu finden, die uns helfen, dies zu vermeiden. In fast allen Kampfkünsten lernt man daher ein Set an vermeintlich effektiven Techniken, die dazu dienen sollen unseren Tod unwahrscheinlicher zu machen. Man baut sozusagen einen Panzer aus eingeübten Techniken um die eigene Angst herum auf. Doch die Angst selbst bleibt. Was, wenn die Technik versagt, wenn ich sie falsch anwende, mein Gegner einfach besser ist oder in einem Moment der Unaufmerksamkeit zuschlägt? Dann ist da wieder die Angst. Dann werde ich vielleicht doch verletzt oder sterbe womöglich.
Die meisten Kampfkünste begegnen dieser Angst vor Schmerz (und Tod) indem sie sich kognitiv abstumpfen, sogenanntes "Abhärtungstraining" betreiben. Funktioniert dieses Training? Ja tut es. Es stumpft wunderbar ab. Löst es die Angst auf? Nein, leider nicht. Es vergräbt sie nur unter einem zusätzlich Haufen aus Unsensibilität. Das ist nämlich der Preis der körperlichen "Abhärtung" bzw. "Abstumpfung". Eine Reduktion der feinen Wahrnehmungsfähigkeit. Dieses Vorgehen bringt einige Problem mit sich. Zum Einen, ganz offensichtlich, der körperliche Verschleiß, mit dem intensives Abhärtungstraining unweigerlich einher geht. Körperlicher Verschleiß senkt die körperliche Leistungsfähigkeit, ist also auf lange Sicht unzuträglich für unsere Kampffähigkeit. Zweitens, bedeutet eine gesenkte feine Wahrnehmungsfähigkeit ebenfalls eine gesenkte Kampffähigkeit, da eine feinere Wahrnehmung, mehr verwertbare Informationen und damit eine Überlegenheit im Kampf bedeutet. Ähnlich der militärischen Konfrontation im Großen hat auch der Einzelne im Nahkampf einen Vorteil, wenn er mehr über die Position, die Handlungsmöglichkeiten oder die typischen Reaktionsmuster des Gegners weiß, bzw. wahrnimmt. Wenn ich schon anhand des leichtesten Hautkontaktes spüren kann in welcher Position sich der gegnerische Körper befindet, ohne dass ich ihn sehen muss, so kann ich wesentlich schneller und adäquater reagieren, ich habe einen großen Vorteil. Beide Nachteile des Abhärtungsansatzes sind mit etwas Erfahrung leicht nachvollziehbar und auch in der Kampfkunstszene recht weit bekannt, der Letzte und Wichtigste dagegen geht wesentlich tiefer und ist möglicherweise schwerer nachzuvollziehen. Das Problem hier ist die Angst (vor dem Tod), die nach wie vor vorhanden ist. Diese Angst verursacht eine innere, psychische Anspannung und diese psychische Anspannung wiederum verursacht eine übermäßige muskuläre Anspannung (Schutzspannung). Übermäßige Muskelspannung schränkt die Bewegungs- und damit die Handlungsfähigkeit ein. Ein extremes, allgemein bekanntes Beispiel davon ist die Schockstarre, die auch unter Kampfkünstlern in realen Konfliktsituationen weit verbreitet ist. Die Angst, und die damit verbundene psychisch-körperliche Überspannung, verhindert ein intuitives, komplexes und flexibles Agieren im Kampf und vermindert damit die Kampffähigkeit. Wir kommen damit zu einem Paradox: Gerade die Angst, welche uns anfangs überhaupt dazu motiviert das Kämpfen zu trainieren, hindert uns daran unser Potential an Kampfesfähigkeit auszuschöpfen. Der beste Kämpfer kann nur der werden, der keine Angst mehr vor dem Tod hat, dem egal ist, ob er stirbt.
Meinem aktuellen Erkenntnisstand nach, hat nur der Mensch keine Angst vor dem Tod, der sich und das Leben bedingungslos liebt, der Mensch, der unumstößlich zu sich steht und der sein Leben aus vollem Herzen lebt. Dieser Mensch hat nichts zu verlieren, da er sich in jedem Moment ganz dem Leben hingibt. Er nimmt nicht nur sich und die Welt an, wie sie sind, sondern liebt sie auch noch mit all ihrem Licht und Schatten. Ein solcher Mensch kann tun, was getan werden muss, er kann zulassen, was geschehen will, da er keinen Widerstand empfindet gegen das was ist. Genau dieses Gefühl ist es, was ich in den psychedelischen Momenten gespürt habe. Tiefes Vertrauen, messerscharfe Aufmerksamkeit und eine verspielte Neugier auf das, was im nächsten Moment passieren mag. Alles frei von Erwartungen und Widerstand und ohne irgendetwas dafür zu "tun", ohne irgendetwas zu erzwingen. In diesem Sinne wird Kampfkunst also zu etwas Spirituellem, zu einem Weg der Liebe. Wer wahre Meisterschaft in der Kampfkunst (wie auch in anderen Disziplinen) erreichen will, muss zunächst lernen sich voll und ganz anzunehmen und zu lieben. Er muss in gewisser Weise seinen Wunsch nach Heilung, Komfort und Schmerzfreiheit aufgeben. Er muss an den Punkt kommen, an dem er einsieht, dass Schmerz, Leid und Tod unausweichliche Konstanten des Lebens sind. Wenn er den Versuch aufgibt, dem Schmerz des Lebens zu entrinnen, ist er frei, die Liebe zu spüren, die alles erfüllt.
Auf diese Weise kann alles zum Kampfkunsttraining werden. Psychotherapie, das lang aufgeschobene klärende Gespräch, die Momente des Selbstgenusses. Alles was uns dieser Erkenntnis näher bringt, jede Form von Selbstliebe, mindert unsere Angst vor dem Tod und steigert somit unsere Kampffähigkeit.
Wirkliches Kampfkunsttraining ist daher nur, was motiviert ist und stattfindet aus einem Gefühl der Selbstliebe, Neugier und spontanen, freudvollen Gleichgültigkeit.
Kampfkunsttraining aus Angst (mit dem Endziel "unverletzbar" zu werden) ist daher gar kein Kampfkunsttraining. Es ist eigentlich ziemlich traurig und im besten Falle nur eine Phase auf dem Weg zur Meisterschaft.
Wer nun ebenfalls Lust bekommen hat selbst mit Kampfkunst anzufangen oder neue Motivation fürs eigene Training gefunden hat, dem wünsche ich die allergrößte Freude an diesem sinnlosen und daher so wunderbaren Zeitvertreib!
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